Hartmut

Öko-mobil???

Ich komme ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, bin selbständiger Kaufmann, alleinestehend, und wohne heute ländlich abgelegen am Rand des bergigen Sauerlands ... also eigentlich alles andere als die typische Zielgruppe für einen City-EL.

Ich kann auch leider nicht behaupten, dass ich mir meinen Elmo im Jahre 2007 aus einer generellen ökologischen Grundhaltung heraus gekauft habe ... nein ... wenn ich ehrlich bin, hatte ich eher die Lust am Automobil verloren:
Verstopfte Strassen einerseits, ein überraschendes Durchfallen bei der Abgasuntersuchung wegen eines Katalysator-Defekts und ein Motoranlassproblem im Winter (Batterie und Anlasser bei Kälte), dieses unangenehme Gefühl, wenn sich 1,5 Tonnen Masse an der Ampel so wiederwillig gegen die Naturgesetze in Bewegung setzen, und nicht zuletzt ein wirklich schlimmer Verkehrsunfall, den ich als Beobachter miterleben musste, gaben mir das Gefühl, dass diese Technologie weder Freude macht, noch dass man sich insbes. auf sie verlassen kann.

Wie oft fand sich bei Google die Lösung: Im Web fand ich heraus, dass es auch tatsächlich auch noch etwas anderes gibt. Ein paar Nächte Web-Recherche, und nur 1 Woche später stand mein neuer City-EL vor der Tür, und abgesehen von den praktischen Vorzügen wie Umweltfreunlichkeit und Sparschwein habe ich nach einer ersten Eingewöhnungsphase das spritzige Fahrverhalten des kleinen Leichtgewichts heiss und innig lieben gelernt

Und wenn man sich mit den praktischen Einschränkungen in puncto Reichweite und ggf. Kälte im Winter (elektrisch heizen tut man im City-EL ausser über die Sitzheizung eher nur ausnahmsweise) arrangieren kann (und dann natürlich auch z.Zt. noch mit dem Abgasmief seines Vordermanns ), gibt das leise und insbes. so leichte Fahren mit dem kleinen Grossen ein wirklich herrliches Gefühl von Freiheit!

Nimmt man dann noch das reine Umweltweltgewissen und zuletzt auch das erhebliche finanzielle Sparpotential hinzu, kann man die Frage, ob "Fliegen schöner" ist, sicherlich mal ernsthaft zur Diskussion stellen.

Aber letztendlich bin ich nun über den City-EL dazu gekommen, mich mit den Themen Automobil und insbes. Umwelt ein klein wenig auseinanderzusetzen, und würde mir mit meinem heutigen Wissen sicherlich nie wieder einen PKW mit Verbrennungsmotor anschaffen (dürfen!).

Ursprünglich als Zweitwagen geplant, nutze ich den Einsitzer heute fast ausschliesslich: Er fährt mich zuverlässig (wenn ich die Reichweite beachte) von "A nach B", und auch für meinen kleinen Liebling und normale Einkäufe ist Platz genug.
Eine Tankstelle hat er erst einmal (Rasenmäherbenzin ) und eine Werkstatt bisher noch gar nicht gesehen, da man Kleinigkeiten mit etwas Geschick problemlos selbst erledigen kann.

Meinen alten "Stinker", den ich für Notfälle, grössere Distanzen, Personen und Sachtransporte immer noch gelegentlich benötige, werde ich hoffentlich auch bald gegen einen neuen Zweitwagen austauschen können ... selbstverständlich einen mit Elektroantrieb:
Anfang 2009 soll ein in Frankreich bestellter Citroen Saxo Electrique geliefert werden, und ich gebe zu, dass ich mich auf eine Standheizung im Winter schon ein wenig freue.
Dennoch bezweifle ich, dass ich ihn neben meinem City-EL viel nutzen werde, da er mit seiner schweren Stahlkarosse in meinen Augen eben doch noch keine vollwertige Alternative zu einem "echten" Elektromobil darstellt ... aber er ist ja auch erstmal nur für Sonderfälle gedacht.

Mitte Januar war es dann soweit, und der (natürlich!) blaue Franzose rollte, noch mit französischen Kennzeichen, vom Transporter.

Man sollte es nicht für möglich halten, wie nervtötend es sein kann, ein Fahrzeug mit Dokumenten, die "unverschämter Weise" natürlich nicht in deutscher Sprache ausgefertigt sind, bei einer deutschen Behörde angemeldet zu bekommen, ohne einen staatlich vereidigten Dolmetscher mitgebracht zu haben, aber für den ganzen Ärger wird man belohnt, sobald man hinter dem Steuer sitzt:
Soviel Luxus auf 4 Rädern habe ich noch nicht erlebt!!!

Abgesehen davon, dass ich mich an Stand- und Sitzheizung im Winter gewöhnen könnte, ist das Fahren auf bequemen Sitzen, einer extrem komfortablen Federung und insbes. ohne jedes Ruckeln durch Schalt- oder Automatikgetriebe und jedwede Geräuschkulisse ein einzigartiges Gefühl von Schweben.

Einzig die Spritzigkeit meines City-EL vermisse ich bei dem schweren Stahlkoloss ein wenig. Allerdings mag das auch ein wenig daran liegen, dass ich mir meinen Bleifuss habe wegoperieren lassen, und das Gas(Strom!)-Pedal selten mehr als zur Hälfte durchtrete, weil man mit der Zeit mit etwas Achtsamkeit ein Gefühl entwickelt, wann beim Beschleunigen überproportional Energie verschwendet wird, und, da ich selbst bei dem 50 km/h-City-EL feststellen musste, dass man einem Grossteil der "Landstrassen-Vorbeiraser" an der ersten Ampel am Ortseingang wieder begegnet, keinen Sinn mehr in dieser Verschwendung sehe,und seither viel gelassener fahre.

Hier sehe ich auch das einzige Verbesserungspotential des Citroen: Hätte man die Karosserie statt aus recycelten Konservendosen aus modernen Leichtmaterialien gebaut, könnte ich dieses Fahrzeug wahrscheinlich bis an mein Lebensende fahren, und der Umwelt alleine dadurch einen genau so grossen Dienst erweisen, wie durch die schadstoffreie Fortbewegung.
Sowohl die Nickel-Cadmium Akkus als auch die Bremsen (durch die Rekuperation=Energierückgewinnung) sollen ein Fahrzeug-Leben lang halten.
Ab und an müsste man für Akkus und Scheibenwasch- anlage etwas Wasser nachfüllen, und sicherheitshalber gelegentlich die Bremsflüssigkeit tauschen. Ansonsten wird auf Dauer nur mit einem gewissen mechanischen Verschleiss an Reifen, Fahrwerk und Lenkung zu rechnen sein, der sich aber durch eine intelligente Reduzierung des Fahrzeuggewichts erheblich verringern würde ... und natürlich bei einer Blech-Karosserie: Rost.

Fazit ist ein dickes Kompliment an die Franzosen, die mit dem Saxo Electrique beweisen, dass Europa in technologischer Entwicklung tatsächlich immer noch ganz vorne mitreitet.

Ich finde es wunderbar, dass es auch Technologien gibt,
die es uns möglich machen, ein wenig mehr im Einklang mit der Welt leben zu können,
ohne dabei gleich wieder auf jeden Komfort verzichten zu müssen.